Rund 40 Personen mit und ohne Sehbeeinträchtigung haben sich am Hackathon Digitale Barrierefreiheit JETZT des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes zusammengefunden, um an kreativen Lösungen für Digitale Barrierefreiheit zu arbeiten. Warum wird statt einem schwarzen T-Shirt eines mit Blumenprint geliefert? Wie bestellt eine sehbehinderte Person eine Waschmaschine, die dann auch ankommt? Und warum nie mehr ohne TicketTina zum Konzert? Antworten, Lösungen und nicht zuletzt ganz viel Humor und Unterhaltungswert waren das Resultat des motivierenden Events.
Ticket Corner darf sich künftig warm anziehen – es sei denn, digitale Barrierefreiheit wird raschmöglichst umgesetzt. Dass dies keine Hexerei wäre und auch für andere Lösungen in Bezug auf Hindernisse für sehbehinderte Personen im Netz kreative und umsetzbare Ansätze gefunden werden könnten, bewies der Hackathon des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Rund 40 Personen mit und ohne Sehbehinderung fanden sich zusammen, um in nur einem Tag Lösungen für verschiedene Probleme im Bereich E-Commerce für sehbehinderte Personen zu erarbeiten und im Anschluss zu präsentieren.
Die Ergebnisse waren erstaunlich, intuitiv verständlich und gut umsetzbar, und es stellt sich die Frage: Scheitert Digitale Barrierefreiheit aktuell am fehlenden Bewusstsein der Unternehmen, dem fehlenden politischen Willen oder schlicht an der Bequemlichkeit? Für alle drei Punkte lieferte der Hackathon spannende Ansätze. Unternehmen wurden im Vorfeld in Bezug auf die zu überwindenden Hürden befragt, Nationalrat Gerhard Andrey erzählte vom aktuellen Stand in der nationalen Politik zur Digitalen Barrierefreiheit und nahm wichtige Inputs von den Betroffenen mit ins Bundeshaus, und die präsentieren Lösungen taten ihr Übriges um klarzustellen: Digitale Barrierefreiheit tut nicht nur dringend Not, sondern wäre auch viel einfacher umsetzbar, als in Unternehmen vielfach angenommen!
Folgende Lösungen wurden präsentiert und können als Gedankenanstoss und Imperativ an Unternehmen und Verwaltung dienen: Digitale Barrierefreiheit umsetzen JETZT!
- Voice Bot für das Ausfüllen von Formularen: Beim Ausfüllen von Formularen führt ein Voice Bot durch den ganzen Prozess, wodurch mit der Stimme detaillierte Informationen zur Bestellung oder den einzelnen Feldern ausgefüllt werden können. Eine Navigation wird dadurch für sehbehinderte Personen nicht nur einfacher, sondern überhaupt erst möglich.
- Diskrepanz zwischen Produktbeschreibung und Produkt aufheben: Oft entsprechen Produktbeschreibungen nicht genügend dem Produkt. So ist es problemlos möglich, dass eine schwarze Bluse als solche bezeichnet wird, jedoch mit einem Blumenprint versehen ist und geliefert wird, der in der Beschreibung nicht angegeben ist. Mit der entwickelten Anwendung ist es möglich, explizite Fragen zu stellen und KI-generierte Antworten zu erhalten, beispielsweise: Verfügt die Waschmaschine über einen Touchscreen?
- Interaktive Grafiken für sehbehinderte User: Mittels Voice Bot lassen sich interaktive Grafiken für sehbehinderte Personen erfahrbar machen und werden damit barrierefrei nutzbar.
- TicketTina: Ein barrierefreier Ticket-Bestellbot macht die Bestellung von Eventtickets auf Ticketcorner barrierefrei möglich. Er gibt Auskunft über eventspezifische Suchkriterien für Menschen mit einer Beeinträchtigung (Treppen, Barrierefreiheit), macht einen Saalplan auditiv erfahrbar, führt durch den Prozess und informiert über Spezifika wie beispielsweise barrierefreie Zugänge, Sitzplätze oder Konzertreihen.
Alle Lösungen wurden in besten unternehmenstauglichen Elevator-Pitches präsentiert und zeigten deutlich: Die Umsetzung scheitert nicht an der Machbarkeit und die motivierten Hackerinnen und Hacker stehen bereit, digitale Barrierefreiheit in Zukunft mitzudenken und zu implementieren!
Die Pitches können den Anbietern zugespielt werden, und auch an den anderen Lösungen wird weiter gearbeitet. Bei einem Apéro im Anschluss an den Hackathon wurden Netzwerke gesponnen und es sind spannende Kooperationen entstanden; das Team TicketTina mit Stefan Balsac und Claudio Zeni wird in Zukunft Workshops und Auftritte zu Sehbehinderungen in Theorie und Praxis durchführen, politisch werden weitere Vorstösse lanciert und auch andere Beteiligte bleiben in Kontakt. Ein gelungener Abschluss eines gelungenen Hackathons, der neben viel Erkenntnis und Lösungen auch sehr viel Unterhaltungswert und ein freudiges Ereignis für alle Beteiligten mit und ohne Sehbehinderung darstellte – alles für Digitale Barrierefreiheit JETZT!
Beratung & Support für Unternehmen
Arbeitest du bei einem Anbieter digitaler Produkte? Der SBV bietet Beratung und Unterstützung. Alle Informationen hier (Link): https://www.sbv-fsa.ch/angebote/technologie-innovation/dienstleistungen und im Beitrag zum Thema: https://barrierefreiheit-jetzt.ch/unternehmen-sollen-digital-barrierefrei-werden-blinden-und-sehbehindertenverband-rollt-beratung-breit-aus/
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